Geriatrisches Vestibularsyndrom bei Hunden – schwere Symptome aber gute Prognose

Plötzlich einsetzende Gleichgewichtsstörungen, Augenrollen, Erbrechen, Zittern. Treten bei Deinem alternden Vierbeiner Symptome wie diese auf, kann das erstmal erschrecken. Möglicherweise leidet Dein Hund am geriatrischen Vestibularsyndrom, das sich in der Regel gut therapieren lässt. Verursacht das Vestibularsyndrom beim Hund zunächst schwere Symptome, so verschwinden diese bei entsprechender Behandlung oft bereits innerhalb von zwei Wochen komplett.

Das Vestibularsyndrom gehört bei alten Hunden zu den am häufigsten auftretenden neurologischen Erkrankungen. Auch deshalb gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die Deinem Vierbeiner schnell helfen. 

Inhaltsverzeichnis:

Was ist das Vestibularsyndrom bei alten Hunden?

Grundsätzlich unterscheidet die Tiermedizin beim Vestibularsyndrom (VS) zwei Formen: Beim äußerst selten vorkommenden zentralen VS ist das Gehirn betroffen, beim häufig auftretenden peripheren dagegen das Innenohr mit dem Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat). Das geriatrische Vestibularsyndrom bei Hunden zählt zur peripheren Form und betrifft meist Tiere im höheren Lebensalter. Dennoch kann diese Erkrankung bei jedem Hund auftreten, ganz unabhängig vom Alter.

Beim gesunden Hund erfasst und lokalisiert das Gleichgewichtsorgan im Innenohr sämtliche Bewegungen und Beschleunigungen dreidimensional, um diese Informationen über Nervenbahnen ans Gehirn weiterzuleiten. Diesen Prozess stört das vestibuläre Syndrom bei alten Hunden plötzlich, sodass es von einem Moment zum anderen zum Versagen der Koordination von Körperhaltung- und Augenposition mit der Kopfhaltung kommt. Als Folge treten diverse Ausfallerscheinungen und Orientierungsprobleme auf.

Für Hunde mit geriatrischem Vestibularsyndrom gibt es inzwischen wirksame Therapien, die Schmerzen und Beschwerden lindern. Bereits innerhalb weniger Tage schlagen diese Behandlungen in der Regel an. Die Symptome bilden sich meist schnell zurück und schon nach rund zwei Wochen geht es Deinem Vierbeiner wieder richtig gut.

Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass Dein Hund vielleicht am Vestibularsyndrom leidet?

Während das zentrale Vestibularsyndrom mit Veränderungen im Hirnstamm und/oder im Kleinhirn auch zu Störungen im Bewusstsein führt, ist das bei der peripheren Form nicht der Fall.

Auf das geriatrische Vestibularsyndrom deuten beim Hund verschiedene Anzeichen hin. Typisch ist, dass die Symptome meist von einem Moment auf den anderen plötzlich und in extremer Ausprägung auftreten. Dennoch unterscheidet sich das Vestibularsyndrom von einem Schlaganfall – der eine Gefäßerkrankung ist – oder einem Krampfanfall, der die verschiedensten Ursachen haben kann. Um welche Erkrankung es sich handelt, findet die Tierarztpraxis mit entsprechenden Untersuchungen heraus.

Um ein geriatrisches Vestibularsyndrom bei Deinem Hund kann es sich bei diesen Symptomen handeln, die unvermittelt einsetzen:

  • Schiefhalten des Kopfes
  • Schnelle Augenbewegungen, Schielen oder Augenrollen bzw. -zittern
  • Drastische Gleichgewichts-, Orientierungs- und Koordinationsstörungen
  • Schwankender Gang/lahmen/umfallen
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen, Stehen oder Gehen
  • Rollen auf dem Boden
  • Fressen und Trinken gelingt nicht oder wird verweigert
  • Übelkeit/häufiges Erbrechen
  • Stress- und Angstreaktionen wie Zittern, Unruhe oder Jaulen

Welche Symptome bei Deinem Hund auftreten, wenn er am geriatrischen Vestibularsyndrom leidet, hängt davon ab, wie schwer die Erkrankung ausgeprägt ist. Auch treten nicht immer alle, sondern manchmal nur einige der Symptome auf. Bei einer milden Form überspielt Dein Hund vielleicht seine Probleme und Dir fällt nur ein instabil wirkender Gang oder etwas anderes Untypisches auf. In jedem Fall solltest Du tierärztlichen Rat einholen, wenn Du Dir unsicher bist!

Was sind mögliche Ursachen für das Vestibularsyndrom beim Hund?

Im Allgemeinen sind für das zentrale und das periphere Vestibularsyndrom verschiedene Ursachen bekannt. So können beispielsweise Gefäßveränderungen oder Durchblutungsstörungen beim Hund zu Symptomen des zentralen Vestibularsyndroms führen. Entzündungen des Innen- oder Mittelohres oder andere Infektionen in diesem Bereich verursachen manchmal ein peripheres Vestibularsyndrom. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten, angeborene Anomalien, Stoffwechselerkrankungen oder Tumore führen manchmal beim Hund zu einem vestibulären Syndrom.

Was allerdings konkret das geriatrische Vestibularsyndrom bei alten Hunden auslöst, ist wissenschaftlich bisher nicht gesichert. Deshalb bezeichnet die Tiermedizin diese Erkrankung auch als idiopathisches Syndrom, was so viel bedeutet wie „Erkrankung ohne bekannte Ursache“. Es gibt jedoch verschiedene Theorien zu den Ursachen dieser Alters-Erkrankung. Dazu gehören eine Abnormität des Lymphflusses im Innenohr sowie ein immunologisches Geschehen. Auch Vergiftungen, Medikamentenunverträglichkeit oder Durchblutungsstörungen können beim Hund Symptome des geriatrischen Vestibularsyndroms auslösen und gelten als mögliche Krankheitsursachen.

Wie wird das idiopathische Vestibularsyndrom beim Hund diagnostiziert und behandelt?

Da es für das geriatrische Vestibularsyndrom beim Hund keine wissenschaftlich gesicherte Ursache gibt, nutzt die Tiermedizin zur Diagnose das Ausschlussverfahren. Leidet Dein alter Hund unter dem idiopathischen Vestibularsyndrom, richtet sich die Therapie entsprechend auf die Linderung der Symptome.

Diagnose

Spezielle Tests, die zur sicheren Diagnose des idiopathischen Vestibularsyndroms beim Hund führen, gibt es aktuell nicht. Deshalb wird das Ausschlussverfahren genutzt. Im Gespräch wird zunächst erfragt, ob eventuell Unfälle oder Medikamentengaben zu einer Verletzung im Ohr geführt haben könnten. Anschließend gibt es verschiedene Untersuchungen zur Abgrenzung von Schlaganfall oder anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie beim geriatrischen Vestibularsyndrom. So werden bei Deinem Hund beispielsweise Bluttests durchgeführt, die Klarheit darüber bringen, ob zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Entzündung vorliegt. Hinzu kommen eine Untersuchung des Innenohrs (Otoskopie) sowie eine umfassende neurologische Untersuchung. Im Zweifelsfall kann darüber hinaus auch ein bildgebendes Verfahren mittels MRT oder CT gehören, das Aufschluss über eventuelle bösartige Tumore oder entzündliche Veränderungen im Ohr gibt. Sind im Laufe der Untersuchungen alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen, die zu den vorliegenden Symptomen passen, handelt es sich bei Deinem Hund mit großer Wahrscheinlichkeit um das geriatrische Vestibularsyndrom.

Therapie/Medikamentöse Behandlung

Da es für das geriatrische Vestibularsyndrom beim Hund keine gesicherte Ursache gibt, geht es bei der Behandlung um die Linderung der schwerwiegenden Symptome. Dazu gehören bei Deinem alten Hund mit Vestibularsyndrom die Bekämpfung von Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie in schwerwiegenden Fällen die Stabilisierung des Kreislaufs und die Förderung der Durchblutung. Dein Hund erhält beim Vestibularsyndrom meist spezielle Medikamente, selten auch eine Infusionstherapie zur Flüssigkeits- und Elektrolytversorgung. Präparate für das geriatrische Vestibularsyndrom beim Hund enthalten unter anderem Vitamin B oder Cortison. Da oft auch Durchblutungsstörungen beim alten Hund die Symptome auslösen oder begünstigen, unterstützt der Wirkstoff Propentofyllin – enthalten in Karsivan® – den Genesungsprozess ebenfalls.

Verlauf / Prognose

Beim geriatrischen Vestibularsyndrom stehen für Deinen Hund die Heilungschancen sehr gut. Bereits kurz nach Beginn der Behandlung wirst Du bei Deinem am geriatrischen Vestibularsyndrom leidenden Hund erste Fortschritte feststellen. Allerdings brauchen Du und Dein Vierbeiner auch etwas Geduld: Verschwinden die Probleme mit den Augen meist innerhalb weniger Tage, dauert der gesamte Genesungsprozess normalerweise 14 Tage bis drei Wochen. 

Die gute Nachricht ist: Fast immer wird ein Hund mit dieser Erkrankung wieder vollständig gesund! Manchmal bleibt als kleine Einschränkung ein Schiefhalten des Kopfes dauerhaft zurück – doch das beeinträchtigt Deinen Hund nicht und lässt sich häufig durch Physiotherapie korrigieren. Als Faustregel gilt: Bleiben Symptome länger als drei Monate bestehen, heilen sie in der Regel nicht mehr komplett aus.

Hat Dein Hund das idiopathische Vestibularsyndrom dank Therapie überstanden, kommt es extrem selten zu Rückfällen. Achte deshalb besonders auf Deinen Vierbeiner:

  • Vermeide Flugreisen und andere Unternehmungen, die Deinen Hund einem starken Druckunterschied aussetzen.
  • Hantiere nicht mit kalten Flüssigkeiten im Ohr Deines Hundes.
  • Sprich die Vorerkrankung Deines Hundes in der Tierarztpraxis an, wenn Medikamente für ein anderes Gesundheitsproblem verschrieben werden sollen.

Kann sich das geriatrische Vestibularsyndrom beim Hund auch verschlechtern?

Anders als bei einigen Formen von zentraler und peripherer Variante kommt es beim geriatrischen Vestibularsyndrom bei alten Hunden nur äußerst selten zu einer Verschlechterung des Zustandes.  

Das häufig auftretende altersbedingte Vestibularsyndrom beim Hund ist keine tödliche Erkrankung. Auch wenn Du die dramatisch erscheinenden Symptome und das Leiden Deines geliebten Vierbeiners sicher kaum mit ansehen kannst, wenn es passiert: Das geriatrische Vestibularsyndrom ist kein Grund, Deinen Hund einschläfern zu lassen! 

Sollte Dein alter Hund jedoch trotz der Vestibularsyndrom-Behandlung auch nach mehr als zwei Wochen noch sichtbar leiden und die Intensität der Symptome nicht nachlassen, könnte eine andere Erkrankung vorliegen. Bringen dann auch weitere Untersuchungen keine eindeutige Diagnose, die erklärt, warum Dein Hund leidet? Oder steckt eine lebensbedrohliche Ursache dahinter? Erst wenn Heilung nicht mehr möglich ist, solltest Du darüber nachdenken, Deinen Vierbeiner einschläfern zu lassen. 

Tipps und Anregungen: So hilfst Du Deinem Hund mit geriatrischem Vestibularsyndrom

Auch wenn es schwerfällt: Am besten unterstützt Du Deinen Hund mit einem geriatrischen Vestibularsyndrom, wenn Du möglichst ruhig mit ihm umgehst. Dein Hund spürt, wenn Du selbst hektisch und unruhig bist – was die Angst Deines Vierbeiners zusätzlich verstärkt. Gehe optimistisch und geduldig an die Betreuung Deines erkrankten Tieres heran und denke stets an die überaus positive Prognose!

Was kannst Du sonst noch tun beim geriatrischen Vestibularsyndrom, um Deinem Hund zu helfen? 

  • Umfeld: Dunkel, warm und ruhig sollte die Umgebung Deines Hundes besonders jetzt sein. Damit er sich besonders wohl fühlt, kannst Du ihn im Körbchen mit einer kuscheligen Decke zudecken. Wichtig ist auch, Stolperfallen und andere Gefahren zu beseitigen. Verzichte auf laute Musik und beuge jeglicher Aufregung, beispielsweise durch Besucher:innen, vor.
  • Fütterung: Führt das geriatrische Vestibularsyndrom dazu, dass Dein Hund nicht frisst, dann füttere ihn mit der Hand. Denn manchmal kann Dein Hund bei dieser Erkrankung einfach nicht selbstständig fressen – und auch nicht trinken.
  • Nachsicht: Gassi-Runden sind für einen Hund mit geriatrischem Vestibularsyndrom besonders in den ersten Tagen beschwerlich bis gar nicht möglich. Toleriere die plötzliche Stubenunreinheit – beseitige Urin und Kot kommentarlos.
  • Pflege: Meist wird Dein vierbeiniger Liebling in den ersten Tagen der Erkrankung zum echten Pflegefall. Traust Du Dir den erhöhten Aufwand nicht zu, könnte eine stationäre Pflege in der Tierklinik infrage kommen.
  • Mobilität: Dein erkrankter Hund bleibt am liebsten liegen, da er sich kaum auf den Beinen halten und wie gewohnt bewegen kann. Doch regelmäßige Bewegung ist auch in dieser Situation wichtig! Unterstütze Deinen Hund, indem Du ihm beim Stehen assistierst und beim Laufen ein spezielles Geschirr nutzt.
  • Übungen: Den Heilungsprozess beim Vestibularsyndrom können bei Deinem Hund bestimmte Übungen zur passiven Bewegung unterstützen. Dabei bleibt Dein Hund liegen, übt aber typische Bewegungsabläufe. Dazu beugst und streckst Du seine Vorder- und Hinterläufe behutsam oder ahmst die Bewegung des Fahrradfahrens mit Vorder- und Hinterbeinen nach. Empfehlenswert sind zudem einige physiotherapeutische Einheiten.

Kann man dem geriatrischen Vestibularsyndrom beim Hund vorbeugen?

Wirklich vorbeugen und die Erkrankung verhindern kannst Du nicht – schließlich gibt es keine konkrete Ursache. Allerdings zeigen beim geriatrischen Vestibularsyndrom beim Hund die Erfahrungen, dass regelmäßige Tierarztbesuche und ein allgemein guter Gesundheitszustand die Risiken etwas senken. Erkrankt Dein Hund dennoch, verläuft die Genesung meist schneller. Halte Deinen Hund also fit und unterstütze seinen Alterungsprozess aktiv. Mit Karsivan® kannst Du zudem typischen Altersbeschwerden bei Deinem Hund vorbeugen, denn das Präparat fördert die Durchblutung von Gehirn, lebenswichtigen Organen und Muskulatur. Gibst Du das Präparat Deinem Hund regelmäßig, unterstützt Du die Erhaltung und Steigerung seiner körperlichen und geistiger Leistungsfähigkeit bis ins hohe Hunde-Alter.

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