Inkontinenz bei alten Hunden: belastend, aber behandelbar

Bei Hunde-Senioren kann eine der typischen Alterserscheinungen – das Nachlassen der Muskulatur – zu Inkontinenz führen. Und das nicht nur bei Harn, sondern auch beim Stuhlgang. Häufig geht im Schlaf etwas daneben, manchmal beim Treppensteigen oder ein Hund kann Urin oder Kot zuhause einfach nicht halten. Betrifft Altersinkontinenz Deinen Hund, dann sei Dir bewusst, dass Dein Vierbeiner seine Geschäfte nicht absichtlich in der Wohnung erledigt. Tadele ihn also nicht, wenn immer öfter so ein Malheur passiert! Suche vielmehr tierärztlichen Rat, denn aus dieser für Euch beide wirklich unangenehmen Situation gibt es mit gezielter Behandlung meist einen Ausweg.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist Inkontinenz beim alten Hund?

Um es vorwegzunehmen: Inkontinenz tritt nicht nur bei alten Hunden auf, sondern gelegentlich auch bei noch jüngeren Vierbeinern. Betroffen sind neben Welpen nicht selten kastrierte Hündinnen sowie Hunde mit Fehlbildungen des Harnleiters (ektopischer Ureter). Zu solchen genetisch bedingten Anomalien neigen einige Rassen stärker als andere, doch sie kommen durchaus nicht nur bei Golden Retriever, Kleinem Münsterländer, Boxer & Co. vor. Im Verhältnis sind von altersbedingter Inkontinenz übrigens Hündinnen stärker betroffen als Rüden.

Grundsätzlich versteht man unter Inkontinenz den Kontrollverlust über die Schließmuskeln von Blase und Darm. Ein stubenreiner Hund hat verinnerlicht, dass er seine Geschäfte grundsätzlich draußen erledigt. Er spürt den Drang und macht sich bemerkbar, wenn er dringend muss. 

Für das Zurückhalten von Kot und Urin ist ebenso wie für das Absetzen das Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen entscheidend. Und genau hier liegt die Ursache dafür, dass viele Hunde Inkontinenz im Alter entwickeln. Wegen der beginnenden Muskelschwäche setzt dieser Mechanismus aus und Blase oder Darm entleeren sich ungewollt. Oft sind erste Anzeichen ein Tröpfeln aus der Blase bzw. das Absetzen minimaler Mengen Kot. Manchmal lösen auch altersbedingte Schädigungen bestimmter Nervenbahnen Altersinkontinenz bei Hunden aus, wenn die Muskelbewegungen nicht mehr richtig gesteuert werden können. Auffallend ist, dass „Inkontinenz-Unfälle“ häufig im Schlaf passieren, also in einer Phase, in der Dein Hund völlig entspannt schlummert.

Was sind mögliche Ursachen für Harn-Inkontinenz?

Die Tiermedizin unterscheidet nach der Ursache primäre und sekundäre Harn-Inkontinenz. Alters- und genetisch -bedingte Inkontinenz sind primäre Varianten, durch Erkrankungen ausgelöste Inkontinenz sekundäre.

Während die altersbedingte Inkontinenz auf die schwächer werdende Muskulatur oder geschädigte Nervenbahnen und Hirnstrukturen zurückzuführen ist, gelten Stress, Angst und Verhaltensprobleme als weitere Auslöser von Inkontinenz bei Hunden. 

Außerdem verursachen verschiedene Erkrankungen Hunde-Inkontinenz. Dazu gehören beispielsweise:

  • Bandscheibenvorfall,
  • Hormonelle Probleme bei Hündinnen,
  • Prostataprobleme bei Rüden,
  • Harnwegsinfektionen,
  • Niereninsuffizienz,
  • Diabetes,
  • Demenz und
  • Tumore.

Ist Dein alter Hund inkontinent? Dann kläre zuerst in der Tierarztpraxis ab, ob Dein Vierbeiner möglicherweise an einer Krankheit leidet. Im Allgemeinen tritt Inkontinenz bei alten Hunden häufig auf. Oft ist es tatsächlich nur eine normale Alterserscheinung. Vielleicht zeigt Dein Hund ja längst weitere „Symptome“ des Alterns – hier dazu ein kurzer Überblick

Welche Symptome weisen auf eine Altersinkontinenz beim Hund hin?

Kannst Du selbst herausfinden, ob eine Erkrankung oder lediglich Alterserscheinungen die Inkontinenz bei Deinem Hund auslösen? Eher nein. Denn oft überlagern sich die Ursachen von klassischer Altersinkontinenz und Erkrankungen beim Hund.

Etwas eingrenzen kannst Du jedoch, ob bei Deinem Hund die Inkontinenz von Alter oder Krankheit ausgelöst wird. Für eine altersbedingte Inkontinenz gibt es folgende Anzeichen:

  • Dein Hund hat nur wenig getrunken, uriniert aber trotzdem unkontrolliert (winzige oder größere Mengen), manchmal sogar während des Laufens.
  • Direkt nach der Gassi-Runde, tröpfelt es wieder aus der Blase oder Dein Hund pieselt spontan zuhause.
  • Während des Schlafens geht Urin ab – der Schlafplatz wird „beschmutzt“, was sehr ungewöhnlich für jeden Hund ist.
  • Urin wird spontan beim Husten und bei kleineren Anstrengungen abgesetzt, beispielsweise beim Hinlegen oder Aufstehen, beim Treppensteigen oder Springen.

Doch leider handelt es sich nicht immer „nur“ um Altersinkontinenz bei Deinem Hund. Kommen folgende Symptome zum unkontrollierten Urinieren hinzu, solltest Du mit dem Tierarztbesuch nicht zu lange warten:

  • Dein Hund muss auffallend häufig Wasser lassen, weil er extrem viel trinkt.
  • Dir fällt ein verändertes Fress- und Trinkverhalten bei Deinem Hund auf, eventuell Appetitlosigkeit oder Futterverweigerung.
  • Du entdeckst Blut im Urin.
  • Durchfall und / oder Erbrechen begleiten das unkontrollierte Wasserlassen.
  • Dein Hund hat sichtlich Schmerzen beim Absetzen von Urin.
  • Insgesamt wirkt Dein Hund apathisch und schwach.
  • Dein Hund läuft gekrümmt oder humpelt, was auf Schmerzen hindeutet.

Es tritt auch Stuhlinkontinenz oder Desorientierung bei Deinem alten Hund auf, was auf Demenz hindeutet.


Zeigt Dein Hund normale Alterserscheinungen oder leidet er womöglich an einer Demenz? Worauf Du bei einer sogenannten CCD achten solltest, erklärt Dir Tierarzt Dr. Karim (Video einbinden):

Ausführlicher geht es mit unserem interaktiven Fragebogen, um herauszufinden, ob Dein Vierbeiner möglicherweise an Demenz leidet.


Nicht jeder Hund, dem mal spontan ein Malheur bei seinen Geschäften passiert, ist inkontinent. Treffen jedoch genannte Symptome zu, dann lasse tierärztlich abklären, ob Dein Hund an Altersinkontinenz oder an einer anderen Erkrankung leidet.


Hast Du bei Deinem Hund eine veränderte Wasseraufnahme bemerkt? In unserem Blogartikel zum Trinkverhalten erfährst Du mehr darüber, wie viel Hunde am Tag trinken sollten und wann eine erhöhte Wasseraufnahme möglicherweise ein Anzeichen für gesundheitliche Probleme sein kann.


Wie laufen Diagnose und Behandlung der altersbedingten Inkontinenz bei Hunden ab?

Was kannst Du tun, wenn Dein alter Hund inkontinent ist? Klare Antwort: Suche die Tierarztpraxis auf. Denn Inkontinenz musst Du bei Deinem alten Hund nicht einfach als unvermeidbare Alterserscheinung hinnehmen. In vielen Fällen gibt es sogar wirksame Behandlungsmöglichkeiten.

Diagnose

Die tiermedizinische Diagnostik für Altersdemenz bei Hunden erfolgt in der Regel in mehreren Schritten. Im Gespräch wird zunächst geklärt, welche Symptome Dir bei Deinem Hund außer dem unkontrollierten Absetzen von Urin sonst noch aufgefallen sind. Außerdem analysieren Tiermediziner den Urin Deines Hundes. Abhängig von den ersten Analyseergebnissen erfolgen weitere Untersuchungen, Dazu können die Ermittlung spezifischer Blutwerte und das Anlegen einer Urinkultur gehören, um unter anderem Nieren-, Harnröhren- und Blasenkrankheiten auszuschließen. Auch Röntgen oder Ultraschall sind manchmal Teil der Diagnostik. Um Inkontinenz bei alten Rüden sicher einzuordnen, werden männliche Tiere zusätzlich auf Erkrankungen der Prostata untersucht. Bei Hündinnen erfolgen meist auch hormonelle Analysen.

Therapie

Die verschiedenen Befunde zeigen meist die genaue Ursache für die Inkontinenz Deines alten Hundes auf. Anschließend werden in der Tierarztpraxis die Therapiemöglichkeiten besprochen, denn in sehr vielen Fällen lässt sich Altersinkontinenz bei Deinem Hund wirksam begegnen. Sobald sicher ist, was konkret dahintersteckt, kann ein Hund bei Inkontinenz mit Medikamenten oft gut behandelt werden. So hilft Deinem Hund bei Blasenentzündung ein Antibiotikum, Hormonschwankungen bekommt man mit Hormontabletten in den Griff. Bei Tumoren oder Fehlbildungen ist meist eine Operation die Therapieform der Wahl. Wurde die Inkontinenz bei Deinem alten Hund durch eine Kastration verursacht, reicht das Therapieangebot von Östrogen-Medikamenten über Akkupunktur bis hin zum operativen Eingriff.

Am schnellsten geht die Therapie, wenn Medikamente wie Cortison oder Entwässerungstabletten bei Deinem Hund dazu führen, dass er inkontinent ist. Denn hier entsteht der unkontrollierte Harndrang als Nebenwirkung der enthaltenen Wirkstoffe. Sobald Dein Hund die andere Erkrankung überstanden hat und das Medikament wieder abgesetzt wird, ist Dein Vierbeiner meist wieder vorbildlich stubenrein.

Vorbeugung

Wirklich vorbeugen kannst Du einer Altersinkontinenz bei Deinem Hund nicht. Präventiv wirkt sich aber auf viele Erkrankungen, die bei einem alten Hund zu Inkontinenz führen können, eine gesunde Lebensweise aus. Dazu gehören eine gesunde, ausgewogene Ernährung ebenso wie ausreichend Bewegung und geistig herausfordernde Beschäftigung.

Tun kannst Du auch etwas, um Durchblutungsstörungen vorzubeugen, die zu typischen Alterserscheinungen wie Muskelschwäche und nachlassender Kognition beitragen. Auch Hunde-Altersdemenz, die meist mit Inkontinenz einhergeht, steht im engen Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen. Karsivan®-Tabletten könne hier die Durchblutung bei Deinem Hund fördern: Dieses speziell zur Behandlung typischer Altersbeschwerden bei Hunden entwickelte Präparat enthält als Wirkstoff Propentofyllin, der nachweislich die Durchblutung von Gehirn, lebenswichtigen Organen und Muskulatur fördert. Mit der Gabe von Karsivan® kann Dein Hund möglicherweise auch kognitiv länger fit. Hinzu kommt der vorbeugende Effekt bei Inkontinenz: Denn demente Hunde sind oft nicht wegen schwacher Muskulatur an Blase oder Darm inkontinent, sondern wegen kognitiver Ausfälle. Im besten Fall kann sich bei Hunden mit Demenz durch Karsivan® die kognitive Leistungsfähigkeit sogar soweit verbessern, dass die Inkontinenz nachlässt.

Was kannst Du tun, um Deinem Hund bei altersbedingter Inkontinenz zu helfen?

Dein alter Hund ist inkontinent – und was kannst Du tun, um Deinem vierbeinigen Freund zu helfen? Es gibt vieles, was Deinen Hund unterstützt und Dir ganz nebenbei den Alltag erleichtert. 

Der wichtigste Tipp ist: Sei nachsichtig und geduldig mit Deinem alten Hund, wenn er inkontinent ist! Auch wenn es Dir vielleicht schwerfällt, zuhause ständig Pfützen oder Häufchen zu beseitigen und Hundedecke oder Körbchen sehr oft zu reinigen – Dein Hund kann nichts für seine Situation.

Wird Deinem alten Hund wegen seiner Inkontinenz eine Therapie verordnet, dann halte Dich penibel daran. Verabreiche also verschriebene Medikamente regelmäßig und beachte auch sonst alle tierärztlichen Empfehlungen!

Darüber hinaus kannst Du zum Beispiel folgendes tun, um Euren gemeinsamen Alltag so zu gestalten, dass sich die Unannehmlichkeiten in Grenzen halten:

  • Spaziergänge: Beobachte das Verhalten Deines Hundes so genau wie zu Welpen-Zeiten. Oft erkennst Du dann, wann Dein Vierbeiner raus muss. Dehne Gassi-Runden nicht unnötig aus und gehe dafür öfter mit Deinem Hund vor die Tür, möglichst auch nachts bzw. spätabends.
  • Schlafplatz: Hunde möchten wegen Inkontinenz im Alter natürlich nicht unbedingt in ein neues, ungemütlicheres Hundebett umziehen. Aber vielleicht muss das Körbchen nicht auf einem Teppich oder einem Läufer stehen? Eine wischbare Fläche oder eine wasserdichte Unterlage erleichtert Dir im Fall der Fälle einiges. Fürs Hundebett bekommst Du spezielle saugfähige Auflagen als Wegwerf-Artikel, Du kannst aber auch für Menschen gedachte Inkontinenzunterlagen verwenden.
  • Trinknapf: Auch wenn es Dir vielleicht logisch erscheinen mag, ist es keine gute Idee, das Wasser für Deinen Hund wegen seiner Altersinkontinenz zu reduzieren! Denn gerade alte Hunde sollen möglichst viel trinken und brauchen jederzeit Zugang zu frischem Wasser.
  • Schnell-Reinigung: Ist Dein alter Hund inkontinent, dann lege Dir einen Vorrat an Küchenrollen an! Eine Küchenrolle und einen Sprüh-Reiniger solltest Du ab sofort griffbereit platzieren, sodass Du jederzeit schnell zur Tat schreiten kannst, wenn es etwas aufzuwischen gibt.
  • Windeln: Ja, es gibt tatsächlich Windeln für alte Hunde. Diese bekommst Du in unterschiedlichen Ausführungen für Rüden und Hündinnen. Gewöhne Deinen alten Hund aber langsam an das Tragen der ungewohnten „Hosen“ und spare anfangs nicht mit Lob und Leckerlis. Schließlich soll Dein Hund die für ihn unangenehme Inkontinenzhilfe mit etwas Positivem verknüpfen.

Du suchst weitere Infos rund um Hunde im Alter? Wir haben Dir praktische Alltagstipps und jede Menge Wissenswertes über Deinen Seniorenhund zusammengestellt: Halterfibel


Das könnte Dich ebenfalls interessieren:

Hunde im Alter

Wie hoch ist die Lebenserwartung deines Hundes und was sind die Anzeichen des Alterns bei Hunden.

Tipps zum Download

Wir haben nützliche Tipps zusammengestellt, wie du die Lebensqualität deines Hundes verbessern kannst.

Video-Tipps

Unsere Experten geben dir praktische Ratschläge zur altersgerechten Ernährung, Bewegung und zur Vorbeugung und Behandlung von altersbedingten Krankheiten, wie du deinem Hund in seinen goldenen Jahren helfen kannst!